Benennung des Gerhard-Schmidt-Platzes auf dem Gelände des Isar-Amper-Klinikums
Späte Wiedergutmachung
Mit der Benennung des Gerhard-Schmidt-Platzes auf dem Gelände des Isar-Amper-Klinikums in Haar setzen Bezirk und die Klinik die wichtige Aufarbeitung der „Euthanasie“-Morde fort. Der von der US-Militärregierung nach Kriegsende eingesetzte Psychiater Gerhard Schmidt begann unmittelbar mit der Aufklärung der Verbrechen in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar und organisierte in großer Verantwortung die Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Patient*innen. Seine Interviews und Recherchen, die Sicherung von Krankenakten sowie ein Aufruf im Radio, wurden von vielen Menschen als „Störung“ empfunden, man wollte den „Mantel des Schweigens“ über die schreckliche Zeit und die Taten und Täter legen. Nur ein Jahr konnte Gerhard Schmidt dieser wichtigen Arbeit nachgehen, dann wurde er nach Intrigen und heftigen Widerständen entlassen. Er ging nach Lübeck. Mehr als 20 Jahre dauerte es, bis er einen Verlag gefunden hatte, der seine Erkenntnisse über die Vernichtung in der Heilanstalt „Selektion in der Heilanstalt, 1939 bis 1945“ veröffentlichen konnte.
Am 30. Juni 2023 wurde in einer kleinen, würdevollen Feier nun ein zentraler Platz auf dem Klinikgelände nach Gerhard-Schmidt benannt. Sein Sohn, Stephan Schmidt, sprach von einer Art Genugtuung. Die Fraktion B 90/Die Grünen waren durch Ottilie Eberl und die Fraktionsvorsitzende Martina Neubauer vertreten. Beide zeigte sich tief berührt über die persönliche Begegnung mit den Nachkommen von Gerhard Schmidt und versprachen, sich auch weiterhin für die Aufarbeitung der schrecklichen Gräuel in den Einrichtungen des Bezirks Oberbayern einzusetzen.