Bildungsreise der bayerischen Grünen Bezirksrät*innen nach Wien

Die Teilnehmer*innen im Büro der Wiener Grünen StadtratsfraktionInternationaler Frauentag in WienMahnmal

Der GRÜNE Blick über den Tellerrand Bildungsreise der Bayerischen GRÜNEN BezirksrätInnen

„Lernen, wie es andere machen und das Beste davon abgucken“, das ist ein Leitspruch, den sich die Bayerischen GRÜNEN Bezirksrätinnen und Bezirksräte auf ihre Fahnen geschrieben haben. Gerade in den Bereichen Eingliederungshilfe und Psychiatrie gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und Betreuungsstrukturen innerhalb Deutschlands und im europäischen Ausland. Nach dem spannenden Ausflug nach Südtirol im Jahr 2017 blickten die Bayerischen Rätinnen und Räte nun zusammen mit der Sprecherin der GRÜNEN im Bayer. Landtag, Kerstin Celina über die Grenze nach Österreich, genauer nach Wien.

Das fachlich hochkarätig gefüllte Programm informierte zuerst über das Modell der Wiener Pensionisten-Wohnhäuser. Direktorin Frau Ulrike Perbin informierte gemeinsam mit der GRÜNEN Sprecherin im Gemeinderat (=Stadtrat) für Gesundheit, Pflege und Menschen mit Behinderung, Birgit Meinhard-Schiebel über Organisation, Struktur, Finanzierung und Angebote der „Häuser zum Leben“ in Wien.

Im GRÜNEN Rathausklub (die GRÜNE Rathausfraktion) wurden den Besuchern aus Bayern Einblicke in die Wiener politischen Verhältnisse gegeben. Besonders beeindruckt waren die BesucherInnen über das große Engagement im Bereich des kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbaus (mehr als jede zweite Wohnung in Wien ist eine Gemeindewohnung oder eine Genossenschaftswohnung) und über das zukunftsweisende Wiener Verkehrskonzept mit einem ausgefeilten ÖPNV-Angebot zu einfachen und günstigen Tarifen (Jahreskarten zu 365,- Euro bzw. 235,- Euro für SeniorInnen und 60,- Euro für Jugendliche im gesamten Verkehrsraum Wien, Niederösterreich und Burgenland). Klubobmann David Ellensohn betonte angesichts der aktuellen deutschen Diskussion, „dass wir bei den europäischen Großstädten relativ wenig Feinstaub- und Stickoxidbelastung haben“.

Wolfgang Sperl, Geschäftsführer von WienWork, einem sozial-ökonomischen Tochterunternehmen der Volkshilfe Wien (vgl. AWO Deutschland), gab uns einen Einblick, wie Arbeitsplätze für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen vermittelt und geschafft werden. Ursprünglich nur als Form der „geschützten Werkstätten“ aktiv, hat sich WienWork mittlerweile zu einem Betrieb mit insgesamt knapp 700 Beschäftigten in den Bereichen Gastronomie, Dienstleistung und Handwerk entwickelt, in denen Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen und/oder sozialen Benachteiligungen eine Beschäftigung finden. Ergänzt wird das Angebot durch eine Vielzahl von Qualifizierungs- und Beratungsangeboten, die „jedoch seitens der neuen schwarz-blauen Bundesregierung unter Beschuss stehen“. Äußerst interessant und aufschlussreich war der Besuch der Psychosozialen Dienste in Wien (PSD). Chefarzt Dr. Georg Psota erläuterte das dezentrale Angebot für die ambulante psychiatrische Versorgung in der Stadt Wien und dessen Struktur und Finanzierung. Die RätInnen aus Bayern hatten nach eingehender Diskussion Gelegenheit sowohl eine gerontopsychiatrische Einrichtung der Stadt Wien, als auch eine ambulante Einrichtung des allgemeinen psychiatrischen Dienstes zu besuchen und sich vor Ort ein Bild zu machen.

Bei der Wiener Patienten- und Pflegeanwaltschaft (WPPA) informierten sich die Gäste aus Bayern über das Angebot dieser Einrichtung. Hier werden PatientInnen und HeimbewohnerInnen und deren Vertrauenspersonen unabhängig über ihre Rechte im Gesundheits- und Pflegebereich unbürokratisch und kostenlos beraten. Mag. Siegfried Weilharter von der WPPA gab den GRÜNEN aus Bayern einen Einblick in dieses vorbildliche Angebot.

Am Rande vieler interessanter Gespräche hatten die BezirksrätInnen und die Landtagsabgeordnete außerdem Gelegenheit sich über das Angebot von „WGE! Gemeinsam Wohnen“ zu informieren. Bei „WGE!“ vermittelt und begleitet Wohngemeinschaften, die vom Miteinander unterschiedlicher Generationen geprägt sind, d.h. „WEG!“ vermittelt älteren Menschen und Seniorenwohnhäusern passende WohnpartnerInnen. In der Regel sind das meist junge Menschen, die für ein kostengünstiges Zimmer Zeit für gemeinsame Aktivitäten sowie Unterstützung im Alltag zur Verfügung stellen.

Gemeinderätin Birgit Meinhard-Schiebel, die die Besuchergruppe zum großen Teil während des Wienaufenthaltes begleitete, gab den Gästen aus Bayern einen interessanten Einblick in u.a. auch in ihre Tätigkeit als Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger. Als gemeinnütziger Verein vertritt die IG die Interessen von pflegenden Angehörigen in ganz Österreich mit Sitz in Wien. Durch die Arbeit der IG sollen vor allem die Lebenssituation pflegender Angehöriger verbessert werden, in der Öffentlichkeit eine Bewusstseinsbildung zur gesellschaftlichen Relevanz und zu Belastungen und Herausforderungen pflegender Angehöriger erfolgen und den Pflege- und Betreuungsleistungen von Angehörigen eine höhere Anerkennung zu Teil werden.

Der bekannte GRÜNE Bildungs- und Kulturexperte Daniel Landau erklärte den interessierten Besuchern in seinem eigenen GRÜNEN Kulturkeller „Tacheles“ die selektiven und teils wenig inklusiven Schulsysteme Österreichs, nicht unähnlich den stark kritisierten bayerischen Bildungswegen.

Eine historische Stadtführung durch das Karmeliterviertel, dem „Jüdischen Wien“, in dem Gerhard Jordan, Historiker und Mitarbeiter im GRÜNEN Rathausklub, den Gästen die Geschichte der Juden in Wien hautnah erläutern konnte, rundete das vielseitige und intensive Besuchs- und Informationsprogramm ab.

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