Jugendarbeit

Nehmt die Jugend ernst! – Bericht zur Jugendarbeit

Im vergangenen Monat war ich in meiner Funktion als Bezirksrat vor allem in Sachen Jugend, meinem Kernthema, unterwegs. Mir ist es wichtig, in diesen schwierigen Zeiten die Jugend in den Blick zu nehmen, denn sie leidet in besonderem Maße unter den Folgen der Pandemie. Zugleich zeigt sie aber, dass sie kreativ mit den Herausforderungen umgeht. Das hätte mehr Wertschätzung durch Politik und Gesellschaft verdient, finde ich.

Am 8. November tagte in Nürnberg der Fachausschuss Kultur und Jugendarbeit des Bayerischen Bezirketages. Da dessen Sitzungen nicht öffentlich sind, kann ich hier „nur“ sagen, dass es mir nach zwei Jahren gelungen ist, das Thema Jugendarbeit für die nächste Sitzung prominent und ausführlich auf die Tagesordnung setzen zu lassen. Ich freue mich darauf, hier in einen bayernweiten Austausch zu gehen und zu schauen, welche Nöte die Jugend und die Jugendarbeit bewegen und welche Ansätze es gibt, diesen zu begegnen.

Am Abend des 8. November durfte ich dann den Bezirkstag als Berichterstatter für Jugendpflege auf einem Podium des Bezirksjugendrings Oberbayern zum 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung vertreten. Es war ein spannender Austausch mit Praktiker:innen aus der Jugendarbeit, mit Expert:innen aus der Forschung und mit den Jugendlichen selbst. Der Bezirksjugendring hat gemeinsam mit den Kooperationspartner:innen der Veranstaltung ein Positionspapier zum Kinder- und Jugendring herausgegeben. Zentraler Punkt ist, wie auch im Bericht, die politische Bildung. Mir war und ist es dabei wichtig – und das wurde auch von Expert:innen-Seite bestätigt – dass Jugendarbeit eine verlässliche und zweckfreie Grundförderung braucht. Denn Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung sind die wesentlichen Merkmale des nonformalen Lernens in der Jugendarbeit. Und wenn Ehren- und Hauptamtliche mehr damit beschäftigt sind, Anträge und Verwendungsnachweise für Sonderprogramme zu schreiben, als ganz einfach in ihrer praktischen Jugendarbeit Demokratie zu leben, ist für die politische Bildung nicht viel gewonnen.

Am 20. November habe ich dann als Gast an der Vollversammlung des Kreisjugendrings München-Land teilgenommen, die – den Umständen geschuldet – digital stattfinden musste. Die Verantwortlichen in der Jugendarbeit und die Jugendlichen lassen sich zum Glück ihren Mut und ihr Engagement nicht nehmen und haben schon viele Pläne für 2022. Unter anderem soll 2022 wieder eine landkreisweite Online-Jugendbefragung stattfinden. Es wird spannend sein zu sehen, was sich hier durch die Pandemie seit der letzten Umfrage verändert hat. Ein Dank gilt dem Landkreis München, der die Zuschüsse für die Jugendarbeit für 2022 erhöht hat!

https://kjr-ml.de/gute-nachrichten-in-schlechten-zeiten

 

Schließlich fand am letzten November-Wochenende noch die Herbst-Vollversammlung des Bezirksjugendrings Oberbayern statt. Neben vielen anderen Kolleg:innen aus dem Bezirkstag durfte auch ich dabei sein – leider wieder nur digital. Am Beispiel der Jugendarbeit im Bezirk zeigt sich sehr gut die Ambivalenz, die ich gerade wahrnehme: Viele Maßnahmen, die nur in Präsenz möglich sind, mussten und müssen ausfallen. Oft fragt man sich, warum so viele andere Dinge stattfinden dürfen, Schule und Lehrpläne ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, die außerschulische Bildung in der Jugendarbeit aber durch restriktive Regelungen ausgebremst wird. Neben einer inzwischen deutlich wahrnehmbaren Verschlechterung hinsichtlich der Stimmung und der psychologischen Situation der Jugendlichen hat das übrigens auch schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen. Z.B. für die Jugendbildungsstätten, für die der Bezirk auch zuständig ist. Hier werde ich am Ball bleiben! Die Jugendbildungsstätten sind wichtige Orte für Jugendfreizeit- und Jugendbildungsmaßnahmen. Wir können es uns nicht leisten, diese Einrichtungen nachhaltig zu schädigen.

Auf der anderen Seite waren aber auch nur wenig andere Bereiche so schnell in der Lage, sich auf die Digitalität einzustellen, wie die Jugendarbeit: Traditionsveranstaltungen wurden in digitale Angebote umgebaut, neue Formate sind entstanden und seit kurzem hat der Bezirksjugendring, unterstützt vom Bayerischen Jugendring, das Projekt „Digital Streetwork“ gestartet. Durch die Pandemie (aber nicht nur dadurch) sind viele Jugendliche im realen Leben gar nicht mehr für Angebote der Jugendarbeit erreichbar. Digital Streetwork versucht hier, niederschwellige Angebote zu machen: Austauschplattformen, Spielangebote, Vernetzung, Gesprächsangebote. Hierfür sind viel Fingerspitzengefühl und die Fähigkeit, in die verschiedene „Blasen“ vertrauensvoll Einblick zu bekommen, gefragt. Das digitale Angebot soll dabei auch Zugänge zu Angeboten in Präsenz herzustellen – wenn diese wieder möglich sind.

Neben der Vorstellung des Haushalts für 2022, für den der Bezirk seinen Zuschuss angesichts angespannter Kassenlage immerhin gleich behält, standen dann Neuwahlen des Vorstandes an. Da Florian Wink nicht mehr für den Vorsitz des Bezirksjugendrings kandidierte, war das eine spannende Angelegenheit. Zusammen mit zwei weiteren externen Gästen durfte ich die Wahlen leiten. Zum neuen Vorsitzenden wurde Oğuz Taşdelen gewählt, bisher stellvertretender Vorsitzender des Bezirksjugendrings. Oğuz und allen Neu- und Wiedergewählten gratuliere ich zur Wahl und wünsche Ihnen, dass Jugendarbeit bald wieder wie gewohnt vor allem in Präsenz stattfinden kann! Allen aus dem Vorstand ausgeschiedenen, insbesondere Florian Wink, danke ich für ihr Tun und Wirken für die Jugendarbeit in Oberbayern!

Fazit dieses intensiven Monats: Auch wenn es inzwischen fast schon gebetsmühlenartig klingt – die Jugendarbeit brauchen mehr Aufmerksamkeit und Kinder und Jugendliche bessere Möglichkeiten der Partizipation. Nicht zuletzt heißt das für mich auch, das Wahlalter deutlich zu senken. Hier tut sich ja nun mit der grünen Beteiligung an der neuen Bundesregierung endlich was!

 

 

 

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